Nach Kontakt mit Blut oder Sperma: Milchsäure oder Milchsäure-Bakterien?

Die gesunde Vaginalflora

Der Östrogeneinfluss sorgt in der Scheide für ein saures Milieu, das durch die Milchsäure-Bakterien aufrechterhalten wird.

Die Vaginalflora ist ein komplexes System, welches aus vielen verschiedenen Bakterienarten besteht und durch die Genetik, den Zyklus sowie ethnische und Verhaltens-Faktoren (z. B. Hygiene oder Sexualverhalten) beeinflusst wird. Bei Mädchen vor der Menarche besteht die Vaginalflora hauptsächlich aus Haut- und Darmbakterien. Während der Pubertät sorgt der steigende Spiegel an weiblichen Sexualhormonen für die Besiedelung der Scheide mit Milchsäure-Bakterien (Laktobazillen). Östrogen sorgt dabei für die Proliferation, also Zellwachstum und -teilung, des Vaginalepithels und die Produktion von Glykogen innerhalb dieser Zellen. Progesteron bewirkt dann die Freisetzung des Glykogens durch die Zytolyse der Zellen. Glykogen dient den Milchsäure-Bakterien als Nahrung und führt schließlich, über die Metabolisierung zu Maltose und Glucose, zur Bildung von Milchsäure. Diese sorgt für ein saures Scheidenmilieu mit einem pH-Wert von 3,8 – 4,5, was eine natürliche Abwehr gegenüber Erregern von bakteriellen Scheideninfektionen darstellt. Somit sorgt letztendlich das Östrogen für ein saures Milieu, das wiederum durch die Milchsäure-Bakterien aufrechterhalten wird.

Was passiert mit der Vaginalflora durch Sperma oder Blut?

Der pH-Wert der Samenflüssigkeit beträgt ca. 7,2. Dieser Wert ergibt sich aus dem alkalischen Sekret der Samenblase und dem leicht sauren Sekret der Prostata. Dieser neutrale bis leicht alkalische pH-Wert ermöglicht den Spermien ihre Beweglichkeit. Je saurer das Milieu desto weniger beweglich werden die Spermien. Allerdings hat Sperma eine hohe Pufferkapazität. Es kann also äußere pH-Einflüsse abfangen und seinen eigenen pH-Wert gut halten. Entsprechend können Spermien auch innerhalb des sauren Scheidenmilieus ihre Funktion erfüllen. Auch Blut weist mit einem pH von 7,4 einen schwach alkalischen Wert auf, welcher durch ein ausgeklügeltes Puffersystem im Körper sehr stabil gehalten wird.

Durch diese leicht alkalischen Körperflüssigkeiten kann es zu einer vorübergehenden Verschiebung des pH-Wertes in der Scheide kommen. Normalerweise ist das natürliche Schutzsystem, die durch die Milchsäure-Bakterien produzierte Milchsäure, in der Lage, diese alkalischen Körperflüssigkeiten wieder auszugleichen. Gelingt dieser Ausgleich nicht oder nur sehr langsam, kann das Wachstum von „krankmachenden“ Bakterien und damit eine vaginale Dysbiose (Ungleichgewicht der Vaginalflora) begünstigt werden, wodurch die Gefahr einer bakteriellen Scheideninfektion zunimmt.

Eine gesunde Scheidenflora ist als selbst-regulierendes System in der Lage, Einflüsse wie schwach alkalische Körperflüssigkeiten wieder auszugleichen (schematische Darstellung).

Vor allem bei Frauen, die zu wiederholten bakteriellen Scheideninfektionen neigen, funktioniert der Ausgleich möglicherweise nicht schnell genug und es kann insbesondere nach dem Intimverkehr oder nach der Menstruation zu einer erneuten Infektion kommen.

Unangenehmer Geruch nach dem Intimverkehr oder der Menstruation

Haben es die unerwünschten Bakterien durch eine Verschiebung des pH-Wertes geschafft, sich stärker auszubreiten, produzieren sie auch mehr Stoffwechselprodukte, u. a. Aminverbindungen. Diese weisen einen unangenehmen, „fischigen“ Geruch auf und sind ein typischer Hinweis auf eine Bakterielle Vaginose (BV). Bei dem Verdacht auf eine BV oder bei einem deutlich unangenehmen Geruch des Scheidensekrets sollte immer ein Frauenarzt hinzugezogen werden. Eine BV wird u. a. durch einen sogenannten „Whiff-Test“, auch Amintest genannt, diagnostiziert. Dazu wird etwas Fluor (Ausfluss) mit 10 %-iger KOH-Lösung versetzt und daran gerochen. Ist ein fisch- bzw. aminartiger Geruch wahrnehmbar, ist der Test positiv und deutet auf ein verstärktes Bakterienwachstum hin. Menstruationsblut oder Sperma fungieren daher durch ihren leicht alkalischen pH-Wert auch als „physiologischer“ Amintest, da sie den fischigen Geruch verstärken können.

Vaginaler Ausfluss: Mögliche Anzeichen für eine Bakterielle Vaginose

Vorbeugen mit Milchsäure oder Milchsäure-Bakterien?

Um den alkalischen pH-Wert von Sperma oder Periodenblut rasch auszugleichen, ist eine Ansäuerung der Scheide empfehlenswert. Diese Ansäuerung geschieht beispielsweise durch die Gabe von Milchsäure und ist aus gleich zwei Gründen empfehlenswert:

  • Die schnelle Absenkung des pH-Werts schafft gute Wachstumsbedingungen für die Milchsäure-Bakterien, die vorhandene Vaginalflora wird also unterstützt.
  • Gleichzeitig hemmt die Ansäuerung die Vermehrung der unerwünschten Bakterien.

Damit kann Milchsäure vorbeugend bei Neigung zu wiederholten bakteriellen Scheideninfektionen eingesetzt werden.

Milchsäure-Präparate sind also sinnvoll, wenn in der Scheide noch ausreichend Milchsäure-Bakterien vorhanden sind und die Scheidenflora durch Ansäuerung unterstützt werden soll, z. B. nach der Menstruation oder dem Intimverkehr. Hier können beispielsweise die Vaginalzäpfchen Vagisan Milchsäure empfohlen werden, die ein Milchsäure-Lactat-Gemisch enthalten. Da die Zäpfchen keine wärmeempfindlichen Fettstoffe enthalten, sind keine besonderen Lagerbedingungen erforderlich, weswegen sie nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden müssen.

Beratungstipps

  • Bei Frauen, die zu wiederholten bakteriellen Scheideninfektionen neigen, ist zur Unterstützung des sauren pH-Wertes die vaginale Anwendung von Milchsäure in vielen Fällen hilfreich.
  • Die Vaginalzäpfchen von Vagisan Milchsäure werden über 5 bis 7 Tage angewendet. Sie können aber auch, zur Erhaltung eines normalen pH-Wertes in der Scheide, über einen längeren Zeitraum zwei- bis dreimal wöchentlich angewendet werden. Bei Neigung zu wiederholten Scheideninfektionen ist auch eine Langzeitbehandlung möglich.
  • Vaginalzäpfchen werden am besten abends vor dem Schlafengehen möglichst tief in die Scheide eingeführt. Dabei ist das Tragen einer Slipeinlage oder Binde während der Anwendung empfehlenswert, da durch die besonders gute Löslichkeit der Macrogol-basierten Vaginalzäpfchen von Vagisan Milchsäure ein verstärkter Ausfluss auftreten kann.
  • Das Einführen der Vaginalzäpfchen kann bei Bedarf erleichtert werden, indem diese unter fließendem Wasser angefeuchtet werden.
  • Die Anwendung von Vaginalzäpfchen sollte während der Periode pausiert werden.
  • Vagisan Milchsäure kann nach Rücksprache mit dem Arzt auch während der Schwangerschaft und in der Stillzeit angewendet werden.
  • Das Produkt enthält keine Substanzen tierischen Ursprungs. Die enthaltene Milchsäure wird biotechnologisch durch Vergärung hergestellt.
  • Wenn Ihre Kundin häufiger unter Pilzinfektionen leidet oder gerade eine Antibiotika-Therapie hinter sich hat, empfiehlt sich hingegen die vorbeugende Anwendung von Milchsäure-Bakterien, z. B. Vagisan Milchsäure-Bakterien mit ihren zwei scheidentypischen Stämmen. Weitere Informationen dazu können Sie hier nachlesen.
  • Für Frauen in den Wechseljahren bzw. nach der Menopause sind Präparate mit Milchsäure-Bakterien generell empfehlenswerter als solche mit Milchsäure. Zum einen liegt hier öfter eine Scheidentrockenheit vor, sodass Milchsäure häufiger zu einem Brennen führen könnte. Zum anderen sind durch den abfallenden Östrogenspiegel weniger Laktobazillen in der Scheide vorhanden. Mit Milchsäure allein kann deren Vermehrung nicht angeregt werden, da den Laktobazillen das Glykogen als Nahrung fehlt.
  • Die Verwendung einer milden Waschlotion schont den natürlichen Säureschutzmantel und kann so dazu beitragen, Hautirritationen und Infektionen im Intimbereich vorzubeugen. Die Vagisan Intimwaschlotion ist sehr gut verträglich und deshalb – auch bei trockener Haut – für die tägliche Anwendung in allen Altersgruppen geeignet.

Unsere Empfehlung:


Literatur:

  • Mendling, W. Vaginose, Vaginitis, Zervizitis und Salpingitis. 2. Auflage, Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2006.
  • Schwiertz, A. Microbiota of the Human Body - Implications in Health and Disease. Advances in Experimental Medicine and Biology. Volume 902, Springer International Publishing Switzerland 2016.
  • Srinivasan, S. Metabolic Signatures of Bacterial Vaginosis 2015, mBio 6(2): e00204-15. doi:10.1128/mBio.00204-15.
  • World Health Organization. WHO Laborhanduch zur Untersuchung und Aufarbeitung des menschlichen Ejakulates. 5. Auflage, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2012.

Stand 06/2021