Störung der Scheidenflora und Scheideninfektionen
Darum ist der pH-Wert der Scheide so wichtig
Brennen, Juckreiz, Ausfluss, Intimgeruch oder ein zu hoher vaginaler pH-Wert können Symptome einer gestörten Scheidenflora oder einer Scheideninfektion sein.
Erfahre hier, wie wichtig der pH-Wert der Scheide für die Gesunderhaltung der Vagina ist und wie Milchsäurebakterien helfen, eine abwehrstarke Scheidenflora aufzubauen. Lerne auch, wie die Zufuhr von Milchsäure diese nützlichen Bakterien unterstützt.
Gesunder pH-Wert der Scheide
Scheidenflora im Gleichgewicht
Normalerweise liegt der Säurewert bzw. pH-Wert der gesunden Scheide zwischen 3,8 und 4,5 und damit im sauren Bereich. Zum Vergleich: Wasser hat einen neutralen pH-Wert um 7 und Seife einen alkalischen pH-Wert von über 8.
Ein niedriger vaginaler pH-Wert ist ein gutes Zeichen, denn in einem sauren Milieu können sich potenzielle Krankheitserreger schlecht oder gar nicht vermehren.
Liegt der Säurewert höher als 4,5 kann dies ein Hinweis auf eine aus dem Gleichgewicht geratene Vaginalflora sein. Medizinerinnen und Mediziner sprechen dann von einer Dysbiose.
Wieso ist der pH-Wert der Scheide sauer?
In einer gesunden Vaginalflora dominieren die Milchsäurebakterien, auch Laktobazillen genannt. Sie sind essentiell für das mikrobielle Gleichgewicht der Vaginalflora und somit für die Gesundheit im weiblichen Intimbereich.
Sie können unter anderem Milchsäure und Wasserstoffperoxid produzieren und sorgen für das saure Scheidenmilieu. Andere Bakterien und Pilze, die natürlicherweise in der Scheide vorkommen und in zu großer Zahl Krankheiten auslösen können, werden so am Wachstum gehindert.
Den pH-Wert der Scheide messen
Meist wird der Säurewert im Rahmen der gynäkologischen Kontrolluntersuchung gemessen. Wenn du dir unsicher bist, sprich deinen Frauenarzt oder deine Frauenärztin bei deinem nächsten Termin darauf an.
Der pH-Wert der Scheide lässt sich auch mit Selbsttests messen, die z. B. in der Apotheke oder Drogerie erhältlich sind. Der Wert lässt sich anhand einer Farbskala auf einem Teststreifen ablesen.
Aber beachte: Das Ergebnis eines Selbsttests kann leicht verfälscht werden! Viele – auch vollkommen unbedenkliche – Gründe kommen für einen zu hohen vaginalen pH-Wert in Frage (z. B. nach Kontakt mit Sperma oder eine Verunreinigung durch Urin). Daher deutet ein hoher Säurewert nicht immer sofort auf eine Infektion hin!
Störungen der Scheidenflora
Die häufigsten Ursachen für einen zu hohen pH-Wert der Scheide
Die Scheidenflora ist ein sensibles System, das durch zahlreiche Einflüsse aus der Balance gebracht werden kann. Sowohl äußere Störfaktoren als auch Veränderungen, die ganz natürlich im Laufe des Lebens auftreten, können dieses System beeinflussen.
Ist das pH-Milieu gestört, nimmt das Risiko für Scheideninfektionen zu, da sich verschiedene Erreger ungehindert vermehren können. Mögliche Ursachen für einen Anstieg des Säurewerts sind:
Menstruationsblutungen können das saure Milieu in der Scheide beeinträchtigen. Blut ist alkalisch und hat einen pH-Wert von 7,4. Jede Blutung in der Scheide (z. B. Monatsblutung, Schmierblutung, Blutreste nach Operationen) kann vorübergehend zu einer Verschiebung des vaginalen pH-Wertes führen.
Auch Sperma kann den vaginalen Säurewert aus der Balance bringen, denn es hat einen alkalischen pH-Wert von 7,2 bis 8. Dies ist für die Beweglichkeit der Spermien notwendig. Vor allem bei häufigem Geschlechtsverkehr ohne Kondom kann Sperma Auswirkungen auf den vaginalen pH-Wert haben.
Die weiblichen Sexualhormone (Östrogene) sorgen für die Verfügbarkeit von Glykogen (ein spezieller Vielfachzucker) in der Scheide. Laktobazillen nutzen Glykogen als Nahrung, wandeln es in Milchsäure um und sorgen so für das saure pH-Milieu.
In den Wechseljahren wird die Östrogenproduktion allmählich eingestellt und es entsteht ein natürlicher Östrogenmangel. Dieser betrifft auch die Scheide: Da den Milchsäurebakterien die Nahrungsgrundlage fehlt, produzieren sie weniger Milchsäure. In der Folge steigt der natürliche Säurewert in der Vagina dauerhaft an.
Auch hormonelle Verhütungsmittel, wie manche Anti-Baby-Pillen, können den Östrogenspiegel beeinflussen. Da die synthetischen Hormone der Pille das körpereigene Östrogen unterdrücken, kann es passieren, dass auch bei einigen jungen Frauen ein Östrogenmangel auftritt.
Normalerweise reicht es aus, den äußeren Intimbereich behutsam mit lauwarmem Wasser oder einer Intimwaschlotion zu waschen. Klassische Seife ist oft alkalisch und kann den pH-Wert erhöhen. Durch starkes „Schrubben“ können Mikroverletzungen entstehen, die sich leicht entzünden können.
Die Scheide muss hingegen überhaupt nicht gewaschen werden, denn sie ist in der Lage, sich selbst zu reinigen. Manche Frauen nehmen Scheidenspülungen oder Vaginalduschen vor, weil sie meinen, dadurch die Scheide besonders sauber halten zu können. Doch solche Maßnahmen sind eher schädlich und tragen nicht zu einer ausgeglichenen Vaginalflora bei. Die natürliche Besiedelung der Scheide mit Milchsäurebakterien wird gestört und die Haut in der Scheide gereizt.
Auch ein Intim-Dampfbad, sogenanntes Vaginal Steaming, ist nicht zu empfehlen. Vielleicht mag es entspannend wirken und Regelschmerzen lindern, aber der heiße Dampf kann auch den Säureschutzmantel des äußeren Intimbereichs angreifen und das Eindringen von Erregern begünstigen. Darüber hinaus besteht auch die Gefahr einer Verbrennung, wenn der Wasserdampf zu heiß ist.
Die Einnahme eines Antibiotikums führt dazu, dass krankmachende Erreger abgetötet werden – doch leider nicht nur diese! Auch die wertvollen Milchsäurebakterien in der Vagina können unter Umständen mit erfasst werden.
Dann haben „krankmachende” Erreger weniger Konkurrenz und können sich ungehindert vermehren. Die Folgen sind vielen Frauen vertraut: Bald nach der Antibiotika-Einnahme verspüren sie die typischen Symptome einer Scheideninfektion wie Juckreiz oder Brennen.
Bei Frauen mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) kann es vorkommen, dass der Blutzuckerspiegel erhöht ist. Dies nutzen vor allem Pilze als Nahrungsquelle und verschaffen sich so einen Wachstumsvorteil. Diabetikerinnen neigen daher häufiger zu Scheidenpilz, besonders wenn ihr Blutzuckerspiegel nicht gut eingestellt ist.
Scheideninfektionen
Häufige Folgen einer gestörten Vaginalflora
Ist die Anzahl der Milchsäurebakterien verringert und der vaginale pH-Wert erhöht, können sich krankmachende Keime schneller ausbreiten. In der Folge können Scheideninfektionen oder eine sogenannte Dysbiose entstehen. Auslöser können bestimmte Viren, Bakterien, Pilze oder Protozoen sein.
Oft – aber nicht immer – können dabei Symptome, wie Juckreiz, Brennen, Rötungen, oder ein unangenehmer Intimgeruch auftreten.
Bakterielle Vaginose
Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich bei einer bakteriellen Vaginose um eine Überbesiedlung der Scheide mit Bakterien. Besonders häufig vermehren sich sogenannte Gardnerellen (Gardnerella vaginalis), die auch natürlicherweise in der Scheidenflora vorkommen können. Aber auch andere Bakterienarten können für die Störung der Scheidenflora in Frage kommen.
Besonders tückisch: bei etwa der Hälfte der Frauen treten keine Symptome oder Anzeichen, wie vermehrter Ausfluss mit einem unangenehm fischigen Geruch auf. Dadurch bleibt die bakterielle Vaginose häufig unentdeckt.
Scheidenpilz
Scheidenpilz, auch Vaginalmykose genannt, ist weit verbreitet. Drei Viertel aller Frauen sind mindestens ein Mal in ihrem Leben davon betroffen. In etwa 90 Prozent der Fälle löst die Pilzart Candida albicans die Infektion aus.
Zu den häufigsten Symptomen von Scheidenpilz gehören starker Juckreiz, Brennen, ein geröteter Scheideneingang, geschwollene Schamlippen und weißer, bröckeliger Ausfluss.
Trichomoniasis
Bei der Trichomoniasis handelt es sich um eine Entzündung, die durch Geißeltierchen (Protozoen) hervorgerufen wird. Die sogenannten Trichomonaden werden vor allem durch Geschlechtsverkehr übertragen und können auch die Harnröhre befallen.
Neben Juckreiz, Brennen, Rötungen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Wasserlassen, kann auch ein schaumiger, grün-gelber Ausfluss auf eine Trichomonaden-Infektion bei Frauen hindeuten. Männer, die mit Trichomonaden infiziert sind, zeigen hingegen oft keine Symptome.
Mischinfektion
Verursachen gleich mehrere Erreger Beschwerden, spricht man von einer sogenannten Mischinfektion oder unspezifischen Scheideninfektion. So kann es beispielsweise vorkommen, dass eine bakterielle Vaginose und ein Scheidenpilz gleichzeitig auftreten.
Die Behandlung einer Mischinfektion sollte daher immer individuell je nach Erregerarten und fachlicher Diagnose erfolgen.
Nach erfolgter Therapie benötigt die Scheidenflora meist noch einige Zeit, um sich zu regenerieren und die natürliche, gesunde Abwehr wieder herzustellen.
Gelingt es ihr nach der Behandlung nicht, sich vollständig zu erholen und wieder eine gesunde Balance zu erreichen, können Scheideninfektionen wiederkehren – was gar nicht selten der Fall ist. Bakterielle Vaginose tritt beispielweise bei bis zu 80 % der Frauen nach erfolgter Behandlung wiederholt auf.
Bei Frauen, die zu wiederholten Scheideninfektionen neigen, kann deshalb eine zusätzliche Behandlung mit Probiotika oder Präbiotika den Aufbau der Scheidenflora unterstützen.
Scheideninfektion erkennen: Selbsttest
Du hast Beschwerden im Intimbereich und vermutest, dass du unter einer Scheideninfektion leiden könntest? Dieser Schnelltest kann helfen, dir allgemeine Hinweise zu geben, ob und welche Art von Scheideninfektion bei bestimmten Symptomen vorliegen könnte.
Scheidenflora aufbauen
Präbiotika und Probiotika
Präbiotika oder Probiotika sind Begriffe, die oft im Zusammenhang mit der Gesundheit des Darms erwähnt werden. Sie spielen aber auch eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Scheide.
Probiotika
sind hauptsächlich lebensfähige Milchsäurebakterien, die dabei helfen, eine abwehrstarke Scheidenflora aufzubauen, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten ist. Das kann z. B. nach der Behandlung mit Antibiotika oder vaginalen Antiseptika der Fall sein.
Sie werden auch unterstützend zur Therapie oder zur Nachbehandlung von Scheidenpilz und bakteriellen Infektionen empfohlen oder um wiederkehrende Scheideninfektionen vorzubeugen.
Meist werden sie direkt in der Scheide angewendet oder in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oral eingenommen.
Die Anwendung von Milchsäure-Bakterien wird empfohlen z. B.:
- Zum Aufbau der Vaginalflora und bei gestörter Vaginalflora
- Nach Behandlung von Vaginalinfektionen
- Bei wiederkehrenden Vaginalinfektionen in und nach den Wechseljahren
Präbiotika
sind Stoffe, die das Wachstum der „guten“ Mikroorganismen in der Vagina fördern. Die Milchsäure säuert an und unterstützt das Wachstum der guten Milchsäurebakterien. Gleichzeitig werden viele krankheitserregende Keime durch Milchsäure gehemmt.
Die Anwendung erfolgt meist lokal in der Scheide in Form von Milchsäurezäpfchen.
Die Anwendung von Vagisan Milchsäure wird empfohlen:
- Bei pH-Verschiebung des Vaginalmilieus (pH > 4,5), z. B. nach Geschlechtsverkehr oder Menstruation
- Bei Beeinflussung des Hormonhaushaltes, z. B. durch Einnahme der „Pille“
- Zur Vorbeugung von Vaginalinfektionen