Nebenwirkungen von Krebstherapien

Jedes Jahr werden etwa 500.000 Menschen in Deutschland mit der Diagnose Krebs konfrontiert1: Ein Moment, der das Leben von Patientinnen und Patienten innerhalb von Sekunden verändert. Neben den körperlichen Veränderungen durch die Erkrankung und die Therapien, kommt es auch zu starken psychischen Belastungen.

Im Arzt-Patienten-Gespräch wird über die Erkrankung, die Therapie und die möglichen Begleiterscheinungen aufgeklärt, aber oft bleibt wenig Zeit für Fragen oder diese kommen erst im Verlauf von Tagen oder Wochen. Die Apotheke kann mit ihrem niedrigschwelligen Angebot kompetent zur Aufklärung und Verbesserung der Lebensqualität onkologischer Patientinnen und Patienten in allen Phasen der Erkrankung beitragen.

Alle Therapieoptionen, wie Chemo-, Strahlen-, Immun- oder (Anti-)Hormontherapie zielen darauf ab, die Zellteilung maligner Zellen zu reduzieren bzw. diese zu eradizieren. Hierbei werden jedoch auch gesunde Zellen, insbesondere die mit hoher Zellteilungsrate, geschädigt. Als Folge können z. B. Alopezie, Nagelveränderungen, akneiforme Eruptionen, Xerosis cutis, Pruritus oder vulvovaginale Trockenheit auftreten. Je nach Therapie, persönlicher Disposition und möglichen Begleiterkrankungen, treten Nebenwirkungen individuell unterschiedlich ausgeprägt auf. Daher ist gerade dann eine persönliche Beratung in der Offizin wichtig.

Die Haut unter Strahlentherapie

Bei einer Strahlentherapie durchdringen energiereiche Strahlen auf ihrem Weg zum Tumor die Haut. Dabei kann es in der Haut zu Veränderungen kommen, die unter dem Begriff Radiodermatitis zusammengefasst und in vier Schweregrade eingeteilt werden.

     

    • Grad 1 (Radiodermatitis acuta sicca): trockene Schuppung mit Rötung, Brennen, Juckreiz
    • Grad 2 (Radiodermatitis acuta bullosa): flüssigkeitsgefüllte Blasen
    • Grad 3 (Radiodermatitis acuta erosiva): Verlust der epidermalen Deckung
    • Grad 4 (Radiodermatitis acuta gangraenosa): Nekrosen

    Während Sie in der Offizin bei einer Radiodermatits vom Grad 1 sehr gut beraten können, sollten Sie ab einem Grad 2 eine Vorstellung beim Arzt/einer Ärztin empfehlen.

    Ein jahrelang kontrovers diskutiertes Thema ist die Hautreinigung unter Strahlentherapie. Inzwischen gilt folgender Konsens: Das vorsichtige Waschen und Duschen unter Strahlentherapie wird empfohlen und der positive Einfluss auf die Lebensqualität ist nachweisbar2-4. Diese Empfehlung unterstützt auch die S3-Leitlinie “Supportive Therapie bei onkologischen Patient*innen” 5. Eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin zum Umgang mit den für die Strahlentherapie gesetzten Markierungen ist wichtig.

     

    Zusätzlich sollte auf folgende Punkte für die Reinigung von Haut und Haaren geachtet werden:

    • lauwarmes Wasser verwenden
    • Reinigungsprodukte mit milden Tensiden verwenden
    • mit einem weichen Tuch vorsichtig abtrocknen (nicht rubbeln)

    Ein empfehlenswertes Reinigungsprodukt unter Strahlentherapie ist z. B. Linola RadioDerm Duschpflege mit milden Tensiden und rückfettenden Ölen. Das Produkt wurde von Patientinnen drei Wochen unter einer Strahlentherapie getestet und zeigte eine gute Verträglichkeit.

    Die Hautpflege unter Strahlentherapie erfolgt auf Basis guter klinischer Praxis. Die S3-Leitlinie “Supportive Therapie bei onkologischen Patient*innen” 5 empfiehlt hydratisierende Externa mit feuchtigkeitsspendenden Inhaltsstoffen und ohne den Zusatz von allergisierenden Substanzen wie z. B. Duftstoffe oder pflanzliche Inhaltsstoffe.

    Ein empfehlenswertes Hautpflegeprodukt für bestrahlte Areale ist Linola RadioDerm Pflegecreme. Das Produkt kann nach jeder Strahlentherapie-Sitzung nach Bedarf aufgetragen werden. Die Ö/W-Emulsion mit einem Wassergehalt von ca. 82% spendet der Haut Feuchtigkeit und kühlt. Die enthaltene Linolsäure fördert die Regeneration der Hautschutzbarriere.
    Die Pflegecreme ist leicht verteilbar und zieht schnell ein, sodass ein starkes Verreiben auf der bereits gereizten Haut nicht notwendig ist.
    Die Pflegecreme wurde bei Patientinnen mit einer Radiodermatitis geprüft und das Ergebnis dermatologisch befundet. Sowohl Juckreiz als auch Rötungen konnten reduziert werden6.

    Chemo- & (Anti-)Hormontherapie lösen häufig vulvovaginale Trockenheit aus

    Der Grund für Scheidentrockenheit muss nicht unbedingt die Menopause sein, sondern auch eine Chemotherapie oder Aromataseinhibitoren können der Auslöser für Hormonmangel und die einhergehende vaginale Trockenheit sein. Die Therapie fördert durch die Follikeldestruktion die Ovarialinsuffizienz und führt so zu niedrigeren systemischen Östrogen- und Progesteronspiegeln. Die vulvovaginale Atrophie (VVA), auch genitourinäres Menopausensyndrom (GMS) genannt, stellt in diesem Zusammenhang eine der relevantesten Langzeitnebenwirkungen dar.

    Das Hauptsymptom "vulvovaginale Trockenheit" (VVT) entwickelt sich nach Beginn der Therapie bei einem hohen Prozentsatz der Brustkrebspatientinnen7. Die Frauen leiden im Alltag unter Beschwerden wie Trockenheit, Juckreiz, Brennen und Schmerzen sowie unter Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr).

    Das primäre Ziel der Behandlung ist die Reduktion der lokalen Beschwerdesymptomatik. Dabei haben Frauen, die sich einer Brustkrebsbehandlung unterziehen, weniger Behandlungsmöglichkeiten als gesunde postmenopausale Frauen. Eine lokale Behandlung mit Östrogenen möchte in der Regel vermieden werden. Nicht-hormonelle Therapien werden dagegen als erste Wahl empfohlen, insbesondere für Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs8.

    Klinische Studie zur Vagisan FeuchtCreme bei Brustkrebspatientinnen

    Aus diesem Grund wurde Vagisan FeuchtCreme zur Linderung der Symptome von Scheidentrockenheit bei 117 Brustkrebspatientinnen, die eine Chemotherapie und/oder eine Behandlung mit Aromatasehemmern oder Antiöstrogenen erhielten, in einer klinischen Studie getestet9.

    Nach der vierwöchigen Anwendung der Vagisan FeuchtCreme war das Vaginalepithel aller Patientinnen frei von petechialen Blutungen. Darüber hinaus besserten sich hochsignifikant die Befunde „Verdünnung des Vaginalepithels“ und „Rötung“.

    Auch bei den subjektiven Symptomen (Trockenheit, Juckreiz, Brennen und Schmerzen unabhängig vom Geschlechtsverkehr) wurde eine hochsignifikante Verbesserung durch die Anwendung der Vagisan FeuchtCreme beobachtet. Zudem zeigte sich eine signifikante Verringerung der Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

    Oft wird die Nebenwirkung Scheidentrockenheit einer Krebstherapie nicht angesprochen, auch weil es leider weiterhin als Tabu-Thema gilt. Mit der Studie konnte bewiesen werden, dass sich die belastenden Symptome vergleichsweise leicht behandeln lassen.

    Falls Ihre Kundin keinen Applikator nutzen möchte, können Sie ihr die hormonfreien und weichschmelzenden Zäpfchen Vagisan FeuchtCreme Cremolum empfehlen. Diese enthalten ebenfalls Milchsäure, pflegen die Vagina und halten sie geschmeidig.

    Was macht das Cremolum-Vaginalzäpfchen so besonders?

    Cremolum-Vaginalzäpfchen besitzen eine einzigartige Galenik, denn aus den Zäpfchen bildet sich eine Creme. Diese einzigartige Galenik wurde 1986 bei Dr. August Wolff in Bielefeld entwickelt und ist übrigens auch in den Vagisan Myko Kombi Präparaten enthalten.

    Das Cremolum enthält neben dem Fettanteil zusätzliche Emulgatoren, durch die nach etwa 20-30 Minuten eine Creme entsteht, die die Scheidenwand auskleidet und sich gleichmäßig verteilt. Diese Creme pflegt die trockene Vagina mit Lipiden sowie Emollienzien und lindert die durch Scheidentrockenheit hervorgerufenen Symptome wie z. B. Trockenheitsgefühl, Brennen, Juckreiz oder Scheidenschmerzen.

     

    Wichtige Punkte für Ihr Beratungsgespräch zum Vagisan FeuchtCreme Cremolum:

    In erster Linie sollte abgeklärt werden, ob die Kundin unter Scheidentrockenheit leidet oder etwa eine Infektion die Ursache für die Beschwerden ist. In Ihrem weiteren Beratungsgespräch können Sie auf folgende Aspekte eingehen:

    • Milchsäure: Der Zusatz eines Milchsäure-Calciumlactat-Puffers bewirkt, dass die sich in der Vagina bildende Creme einen pH-Wert (Säuregrad) von ca. 4,5 aufweist – dadurch trägt Vagisan FeuchtCreme Cremolum zur Erhaltung eines gesunden Scheidenmilieus bei. Somit ist es auch für Frauen mit einer sensiblen Intimflora zu empfehlen. Auch die Vagisan FeuchtCreme enthält Milchsäure.
    • Bequemlichkeit: Die Verwendung des Vaginalzäpfchens ist diskret und zeitsparend. Hände waschen, einführen, Hände waschen – fertig. Das ist besonders praktisch für unterwegs, beispielsweise bei einer Hotelübernachtung, weswegen sich das Cremolum bestens für die Urlaubszeit oder für Geschäftsreisen eignet. Auch wenn es zu Hause schnell gehen soll, ist das Zäpfchen eine gute Wahl.
    • Hormonfrei: Die Zäpfchen, ebenso wie die Vagisan FeuchtCreme, sind frei von Hormonen (Östrogenen). Diese Eigenschaft ist auch bei Brustkrebspatientinnen besonders wichtig, die oft auf hormonhaltige Präparate verzichten sollen.
    • Anwendung: Die Vaginalzäpfchen werden tief in die Scheide eingeführt, vorzugsweise vor dem Schlafengehen. So kann die entstehende Creme über Nacht besonders gut wirken. Die Anwendungshäufigkeit ist abhängig von den individuellen Beschwerden: 1 x täglich oder seltener (z. B. 2-3 x pro Woche). Während der Anwendung wird empfohlen eine Slipeinlage zu tragen.

    Literatur:

    1. Allgemeine Informationen über Krebs. 22.10.2024. www.krebsgesellschaft.de/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen.html. Accessed 22 Oct 2024.

    2. Chan DCW, Wong HCY, Riad MA, Caini S, Wolf JR, van den Hurk C, et al. Prevention of radiation dermatitis with skin hygiene and washing: a systematic review and meta-analysis. Support Care Cancer. 2023;31:294. doi:10.1007/s00520-023-07720-8.

    3. Campbell IR, Illingworth MH. Can patients wash during radiotherapy to the breast or chest wall? A randomized controlled trial. Clin Oncol (R Coll Radiol). 1992;4:78–82. doi:10.1016/S0936-6555(05)80971-9.

    4. Layer K, Layer JP, Glasmacher AR, Sarria GR, Böhner AMC, Layer YL, et al. Risk assessment, surveillance, and nonpharmaceutical prevention of acute radiation dermatitis: results of a multicentric survey among the German-speaking radiation oncology community. Strahlenther Onkol. 2023;199:891–900. doi:10.1007/s00066-023-02074-w.

    5. Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und Deutschen Krebshilfe, editor. Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen - Langversion 1.3: Registernummer: 032/054OL; 2020.

    6. Jensen J-M, Gau T, Schultze J, Lemmnitz G, Fölster-Holst R, May T, et al. Treatment of acute radiodermatitis with an oil-in-water emulsion following radiation therapy for breast cancer: a controlled, randomized trial. Strahlenther Onkol. 2011;187:378–84. doi:10.1007/s00066-011-2224-8.

    7.  Baumgart J. et al. Urogenital disorders in women with adjuvant endocrine therapy after early breast cancer. American Journal of Obstetrics & Gynecology. 204(1):26.e1-.e7. doi:10.1016/j.ajog.2010.08.035.

    8. The 2022 hormone therapy position statement of The North American Menopause Society. Menopause: The Journal of The North American Menopause Society Vol. 29, No. 7, pp. 767-794. doi:10.1097/GME.0000000000002028.

    9. Chatsiproios D. et al. Topical treatment of vaginal dryness with a non-hormonal cream in women undergoing breast cancer treatment - An open prospective multicenter study. PLoS One. 2019 Jan 24;14(1):e0210967. doi:10.1371/journal.pone.0210967.

    Stand 11/2024

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